Naturpark Mürzer Oberland

Roßlochklamm (Achtung – derzeit gesperrt, Steinschlaggefahr!)

Lage und Geologie

Die Roßlochklamm ist ein Seitental des Mürztales, das zwischen Mürzsteg und Frein an der Mürz liegt.

 

Der wasserführende, rund 1,5 km lange, tief eingeschnittene Hauptgraben hat ein Einzugsgebiet mit dem bezeichnenden Namen „Vierundzwanzig Gräben“.

Flaschenhalsartig wird das Gebiet vor Einmündung des Gewässers in die Mürz durch eine kurze, aber schroffe Klamm mit senkrechtem Fels entwässert.

 

Geologisch gesehen liegt die Klamm in den nordöstlichen Kalkalpen – somit liegt ein basisches Ausgangsgestein vor. In nicht standortgerechten Fichtenforsten kann der Boden dennoch oberflächlich versauert sein.

 

Flora und Vegetation

Die Roßlochklamm beginnt mit einem großen Felstor. Dieses stellte den Biotoptyp der Karbonatfelswand der tieferen Lagen mit Felsspaltenvegetation dar. Dieses enge Eingangstor ist stark beschattet. Damit können hier weniger trockenheitstolerante Arten, ja sogar Arten mit hohen Ansprüchen an die Wasserversorgung in den humusreichen Felsspalten gedeihen.

 

Dazu zählen Grün-Streifenfarn (Asplenium viride), Braunschwarz-Streifenfarn (A. trichoma-nes), Berg-Goldnessel (Galeobdolon mon-tanum), Stink-Storchschnabel (Geranium robertianum) und Rundblatt-Steinbrech (Saxifraga rotundifolia).

Daneben gedeihen zahlreiche Flechten, Moose und Lebermoose am Fels.

 

Der Gebirgsbach der Roßlochklamm ist dem Typ des Torrenten Fließgewässers, also nur episodisch Wasser führend, zuzuordnen.

 

Der umgebende Wald ist in der Baumschicht überwiegend mit Rot-Buche (Fagus sylvatica) bestockt, daneben kommt Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) vor.

Nach Kilian (1984) ist der Wald in der tiefmontanen Stufe einzuordnen, und damit entspricht der Buchenwald der potenziellen natürlichen Waldvegetation und ist dem Typ des Mesophilen Kalk-Buchenwaldes zuzuordnen.

 

In der Strauchschicht finden sich Gewöhnliche Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), Alpen-Heckenkirsche (L. nigra), Berg-Ahorn und Himbeere (Rubus idaeus).Die Krautschicht beherbergt anspruchsvolle Buchenwaldarten wie Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides), Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) und Zahnwurz (Dentaria enneaphyllos).

 

Mit der Mondviole (Silberblatt,  Lunaria  rediviva), die blass violett bis lila blüht, kommt aber auch eine typische Schluchtwaldpflanze vor, was auf die hohe Luft- und Bodenfeuchtigkeit hinweist.

Weitere Arten sind der weißblütige Platanen-Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius), Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris), Rundblatt-Steinbrech, Schneerose (Helleborus niger), Einbeere (Paris quadrifolia), die hübsche blaublütige Berg-Flockenblume (Cyanus montanus), Quirl-Salomonssiegel (Polygonatum verticillatum), Wiesen-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum) und Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), deren Blüten beim Aufblühen purpur sind und sich beim Abblühen blauviolett und schließlich grünblau wandeln.

 

Teilweise ist der Wald reich an liegendem Totholz. Dieses ist der Lebensraum, ja sogar die Lebensgrundlage für zahlreiche Holz abbauende Pilze.

 

Am Rückweg über die Forststraße bewegen wir uns in einem Fichtenforst, der unter anderem Wald-Bingelkraut, Blau-Segge (Carex flacca), Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea), Groß-Erdbeere (Fragaria moschata), Eberesche (Sorbus aucuparia) und Weiße Waldvögelein (Cephalantera damasonium) beherbergt.

 

Fauna

Die beeindruckenden, steilen Felswände werden gesäumt von Rotbuchen, Tannen und Fichten, vereinzelt finden sich Esche und Bergahorn, insbesondere in Gewässernähe.

 

In den Bächen reproduzieren beispielsweise der Feuersalamander (Salamandra salamandra) und die Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata).

 

An den besonnten, nektarreichen feuchten Hochstaudenfluren sind Schmetterlinge wie der Kaisermantel (Argynnis paphia) und die geschützte Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria), ein tagaktiver Nachtfalter, beobachtbar.

 

An sonnigen Standorten leben einige Heuschreckenarten wie die Alpine und Gemeine Strauchschrecke (Pholidopteraaptera, Ph. griseoaptera), die Rote Keulenschrecke (Gomphocerippus rufus) und das Zwitscher-Heupferd (Tettigonia cantans).

 

Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sind die steilen Ufer begleitet von Farnen, Moosen sowie Flechten.

 

Die Lebensraumvielfalt ist aufgrund der hohen Reliefenergie des Geländes hoch. Schattig-feuchte und kalte Standorte nordseitig und in Bachnähe sowie trockene, südseitige, besonnte und warme felsige Lebensräume wechseln je nach Exposition ab.

 

Wesentlich für die Wald-Biodiversität ist das lokale Vorhandensein an Alt- und Totholz, das zumindest teilweise erhalten geblieben ist.

 

Hauptthema des durch die Klamm und die Gräben führenden Erlebnisweges ist gerade die Totholzfauna, auch wenn sie lokal schlecht erforscht ist. Wichtig dabei ist die Ausprägung als stehendes und liegendes Totholz mit unterschiedlicher Stärke, Alter und Vermoderungsgrad.

Die höchste Xylobionten-Diversität (Vielfalt an Totholzbewohner) findet sich im stärkeren, besonnten, stehenden Totholz – ein absoluter Mangelfaktor in allen heimischen Wäldern.

Hier entwickeln sich je nach Zersetzungsgrad große Pracht- und Bockkäferarten, begleitet von zahlreichen weiteren Käferarten wie Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius) und der Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus), eine Hirschkäferart.

 

Weitere Tiergruppen sind Ameisen, Wildbienen, Wanzen, Asseln und Pseudoskorpione.

Neben Gliedertieren sind weitere Organismengruppen an Alt- und Totholz gebunden. Dazu gehören Moose, Flechten und Pilze. Diese ermöglichen wiederum weiteren Tierarten ein Fortkommen.

An Totholz mit Porlingen, wie Zunderschwamm und Rotrandigen Baumschwamm, sowie Trametenpilzen saugt die Große Rindenwanze (Aradus conspicuus). Sie findet man in der Roßlochklamm an verpilzten Rotbuchen, und sie ist ein sogenannter Naturnähe-Indikator, denn sie kommt in Wäldern mit einem Totholzvorrat von über 70 m³ vor. Das ist das Dreifache des österreichischen Durchschnittswertes für Totholz im Wald.

 

Literaturangaben

Amt der Steiermärkischen Landesregierung FA 13C. 2008. Biotoptypenkatalog der Steiermark – Graz. Kilian W. ET AL. 1984. Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs – Wien. Wilfling, A. & M. Möslinger 2007. Erlebnisweg Roßlochklamm. Verein Naturpark Mürzer Oberland – Neuberg an der Mürz.

ACHTUNG!

Aktuell ist die Roßlochklamm wegen akuter Steinschlaggefahr GESCHLOSSEN!

 

Schutzgebiet

Landschaftsschutzgebiet 21 – Veitsch-, Schnee-, Raxalpe

 

Lage

535341,9 E bzw. 5283052,2 N

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Seehöhe

820 m – 920 m

 

Ausgangspunkt

Parkplatz 100 m westlich der Bundesstraße zwischen Mürzsteg und Frein.

Durch die Roßlochklamm führte ein als „kreativster Lehrpfad Österreichs“ und „Themenweg des Jahres 2014“ ausgezeichneter Naturerlebnisweg.

 

Wegbeschreibung

Der Weg folgt der Forststraße über die Mürz und von hier leicht bergauf, vorbei an Fischteichen bis zu einer weiteren Brücke.

Hier zweigt der Weg nach rechts (Nordosten) ab und führt entlang eines Grabens, der von einem episodischen Bach durchflossen wird.

Wir marschieren durch ein enges Felstor in den Graben, der bald wieder breiter wird. Wir folgen dem Weg, der sich leicht nach rechts wendet.

Von hier steigt der Weg etwas steiler an, um schließlich in eine Forststraße zu münden. Retour vollzieht der Weg eine Runde.

Ab der Forststraße geht es auf dieser nach links (Südwesten) weiter – rund 1,5 km. Dann zweigt ein Pfad nach rechts in einen Graben ab, der wieder zum Beginn des Weges bergab führt.

Vorsicht: Kein Betreten bei starken Niederschlägen (Gewitter) – Hochwassergefahr!

 

Beste Jahreszeit

Mai bis September

 

Schwierigkeit des Weges

Mittel

 

Anmarschzeit

10 Minuten bzw. 0,5 km

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